Mit VR-Brille durch den Körper

Siegen, 03.06.2022

Seit 2008 tourt das größte begehbare Darmmodell Europas durch Deutschland, und das Siegener St. Marien-Krankenhaus war damals eines der ersten Krankenhäuser, durch das sich der 20 Meter lange Darm wand. Nun gibt es ein platzsparendes Pendant und wieder einmal ist das Darmzentrum in Siegen eine der ersten Adressen für dessen Einsatz. Dort arbeiten die Gastroenterologie (Dr. med. Heinrich Franz), die Chirurgie (Prof. Dr. med. Frank Willeke), die Strahlentherapie (Dr. René Baumann) und die Onkologie (Prof. Dr. med. Ralph Naumann) eng zusammen.

Dank Virtual Reality-Brille und Controllern konnten im Juni Besucher im Ambulanten Zentrum in der Siegener Sandstraße in die virtuellen Welten des menschlichen Darms eintauchen und auf einem Spaziergang durch dieses wichtige Organ Wissenswertes hierüber erfahren. Ganz nebenbei wurde mit dem virtuellen Zwilling des Darmmodells über Krebsvorsorge informiert. Dies geschah einerseits virtuell mit dem Modell und andererseits ganz analog durch fünf Experten des Darmzentrums im St. Marien-Krankenhaus Siegen, die vor Ort die Besucher begleiteten. Teilnehmer wurden über Risikofaktoren, wie chronisch entzündliche Darmerkrankungen aufgeklärt und sie erfuhren, was das familiäre Risiko für den Einzelnen bedeutet. Durch virtuelle Hinweisschilder im Darm wurden sie über Krankheitsstadien informiert und konnten erkennen, wie die Vorsorgekoloskopie ihn vor Darmkrebs schützen kann.

„Normalerweise weiß nur medizinisches Fachpersonal, wie die Anatomie des Menschen von Innen genau aussieht und funktioniert. Mit einer VR-Brille und einem Controller zur Steuerung der Teleportation kann sich aber jeder einen Darm und dort vorhandene Krankheiten von innen ansehen und so besser verstehen“, hieß es von den Verantwortlichen des Darmzentrums. Als vor 14 Jahren das größte begehbare Darmmodell erstmals nach Siegen kam, um die Bevölkerung aufmerksamkeitsstark und unterhaltsam für die Darmkrebsvorsorge zu sensibilisieren, war das Echo enorm. Es gab damals noch eine gewisse Scham, sich mit dem Thema Darmkrebs auseinanderzusetzen. „Viele rümpften im wahrsten Sinne des Wortes noch die Nase. Doch war die emotionale Distanz durch den 20 Meter langen und fast drei Meter hohen Schlauch mit einer Tonne Materialgewicht schnell überbrückt“, so die Organisatoren; der Darm schlängelte sich damals von der Aufnahme über das Foyer bis hin zu den zentralen Aufzügen. Nun wollte man nach der letzten Corona-Welle nicht noch ein digitales Angebot konstruieren, vielmehr sollten Präsenz und Eintauchen in eine digitale Welt miteinander verschmelzen, und zwar vor Ort im Ambulanten Zentrum am St. Marien-Krankenhaus.

Virtual Reality-Spezialisten aus Leipheim haben das am Computer generierte Aufklärungstool nach dem Lern-Konzept des Original-Darm-Modells entwickelt: Der Besucher durchschreitet erst einen gesunden Abschnitt, bevor er das Wachstum eines Polypen sieht, der schließlich zu Darmkrebs mutiert.

Der Ansatz überzeugte schließlich die Chefärzte der im Darmzentrum zusammengeschlossenen Kliniken des St. Marien-Krankenhauses. Sie hoffen, dass nicht nur die „Millennials“ diese virtuelle Reise durch den Darm unternehmen werden, sondern gerade die älteren Besucher die innovative Technik erleben wollen. „Natürlich gibt es da auch eine entsprechende Unterstützung der Leipheimer VR-Spezialisten für alle Teilnehmer“, heißt es von den Organisatoren. „Sie ‚beamen‘ die Besucher in die virtuelle Realität der modernen Prävention.“

Mit der Veranstaltung holt das St. Marien-Krankenhaus einen ursprünglich im letzten November angesetzten Termin nach, der jedoch wegen der Pandemie verschoben werden musste.