Ausbildung ganz BiGS

Siegen, 06.02.2019

Der Neubau für das Bildungsinstitut für Gesundheitsberufe Südwestfalen (BiGS) konnte nach rund zwei Jahren Bauzeit fertiggestellt werden. In das Institut am Siegener Wellersberg ziehen zunächst 325 Auszubildende von Kinderklinik, Kreisklinikum und Marien Gesellschaft Siegen. Weitere 50 nehmen in den nächsten Wochen ihre Ausbildung dort auf. Letztendlich sollen über 400 Auszubildende in unterschiedlichen Gesundheitsberufen hier ihre theoretische Ausbildung durchlaufen. Am Freitag erfolgt im Beisein von Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, die feierliche Eröffnung der Einrichtung. Am Samstag von 11 bis 16 Uhr findet dann ein Tag der offenen Tür in der Saarbrücker Straße statt.

Fest steht, dass zu einer guten medizinischen Versorgung immer auch eine professionelle Pflege gehört. Und die Diskussion der vergangenen Monate hat gezeigt, dass gerade für diese Profession ein dringender Handlungsbedarf besteht: Es gibt personelle Engpässe bei Pflegeberufen in den Kliniken, die es zu beheben gilt. Auch ist eine Aufwertung dieser Berufe dringend geboten. In diesem Zusammenhang nimmt die neue Einrichtung eine Schlüsselposition für die Versorgung der Menschen in der Region Siegen-Wittgenstein ein.

Dass die Errichtung des Bildungsinstituts für Gesundheitsberufe von Weitsicht ihrer drei Träger, die DRK-Kinderklinik Siegen, das Kreisklinikum und die Marien Gesellschaft Siegen, gekennzeichnet ist, zeigt schon der Weg dieser Einrichtung bis zum heutigen Tag: Vor gut acht Jahren gab es erste Überlegungen, die kleinteiligen Strukturen in der Pflegeausbildung zu überwinden; jedes Krankenhaus hatte seine eigene Krankenpflegeschule. Nachdem dann drei große Träger, vertreten durch Geschäftsführerin Stefanie Wied (DRK-Kinderklinik), Geschäftsführer Bertram Müller (Kreisklinikum Siegen) und Hauptgeschäftsführer Hans-Jürgen Winkelmann (Marien Gesellschaft Siegen), ihr „Commitment“ besiegelt und gesellschaftsrechtliche Strukturen geschaffen hatten, galt es einen geeigneten Standort zu finden und, nicht minder wichtig, die unterschiedlichen Ausbildungseinrichtungen zu einer Einheit zu formen. Letzteres ist sicher mit dem Tag der Eröffnung noch nicht vollends abgeschlossen, wird aber angesichts der zukunftsweisenden Gesamtkomposition des Bildungsinstituts sicher rasch gelingen.

So nimmt heute in der Saarbrücker Straße auf dem Siegener Wellersberg ein zukunftsweisendes Projekt seinen Betrieb auf. In dieser Form wird es wohl einen Vorzeigecharakter für Deutschland innehaben: Ein kommunaler (Kreis Siegen-Wittgenstein), ein konfessioneller (Katholische Kirche) und ein gemeinnütziger Träger (Deutsches Rotes Kreuz) arbeiten eng zusammen, um ihren Auszubildenden zukünftig in einer der modernsten Bildungseinrichtungen des Landes Nordrhein-Westfalen optimale Ausbildungsbedingungen bieten zu können. Bauherr des rund 8 Mio. Euro teuren Gebäudes ist mit dem DRK-Landesverband Westfalen-Lippe ein weiterer Partner, der diese Idee schon aus historischen Gründen gerne unterstützt.

Während die neuen Ausbildungsgänge wie gewohnt zum Oktober eines jeden Jahres beginnen, können zusätzliche 50 zukünftige Gesundheits- und Kinder- beziehungsweise Gesundheits- und Krankenpflegekräfte bereits im April 2019 ihre Ausbildung antreten; mit diesem Schritt der versetzten Ausbildungszeiten wollten die Kliniken weitere junge Menschen ansprechen, die hier in der Region eine Perspektive suchen. Ab August 2019 kommen weiter 25 Ausbildungsplätze in der Gesundheits- und Krankenpflegeassistenz dazu. Direkt im April des Folgejahres wird das Portfolio um die Neukonzeption eines Ausbildungskurses in Teilzeit mit einer Laufzeit über vier Jahre erweitert.

Weitere Informationen unter: bigs-siegen.de .

Vernetzte Ausbildung

Insgesamt bietet das Bildungsinstitut für Gesundheitsberufe Südwestfalen später über seine Träger dann 425 Ausbildungsplätze in der Gesundheits- und Krankenpflege, der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege und in der Altenpflege an. Auszubildende haben zudem die Möglichkeit, im Rahmen eines dualen Studiums berufsbegleitend in einer Hochschulkooperation mit einer Hochschule den Studiengang „Health Care Studies“ mit einem Bachelor of Science (B.Sc.) abzuschließen. Ein Ausbildungsangebot zur operationstechnischen Assistenz soll die Ausbildungskapazitäten zudem später erweitern. Angestellt werden die unterschiedlichen Auszubildenden jeweils direkt bei den jeweiligen Trägerkliniken des Bildungsinstituts. Innovative Projekte mit der Universität Siegen sind darüber hinaus in Planung. Die weitere hochschulische Vernetzung wird angestrebt.

Moderne Ausbildung

Vorgesehen ist eine dreijährige Ausbildung von mindestens 4.600 Stunden. Hiervon entfallen 2100 Stunden auf theoretischen und praktischen Unterricht. Die praktische Ausbildung findet dann in der DRK-Kinderklinik, dem Kreisklinikum und dem St. Marien-Krankenhaus Siegen statt. Bei der Ausbildung gilt es Kompetenzziele zu erreichen. Vor dem eigentlichen Examen findet nach zwei Jahren eine Zwischenprüfung statt.

„Die während der Ausbildung im BIGS und den Trägerkliniken erworbenen Kompetenzen gehen über die der bisher getrennt geregelten Ausbildungen in der Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege hinaus. Eine umfassende Handlungskompetenz soll erreicht werden“, sagt Uwe Mayenschein, Geschäftsführer des Bildungsinstituts für Gesundheitsberufe in Südwestfalen. Im dritten Ausbildungsjahr erfolge dann eine Spezialisierung gemäß des gewählten Vertiefungsbereichs.

Das Institut ist damit ein Pionier in puncto Ausbildung bei Pflegeberufen. Es wird erwartet, dass der Bundesgesetzgeber bis zum kommenden Jahr auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen hat.

Klare Entscheidung

Wer überlegt, ob er nach einer Ausbildung im Bildungsinstitut für Gesundheitsberufe gute Jobaussichten hat, muss nicht lange überlegen. Der vielerorts artikulierte und befürchtete Fachkräftemangel hat in den Pflegeberufen bereits Einzug gehalten – und verschärft sich mehr und mehr. Wie eine aktuelle Analyse der Bundesagentur für Arbeit zum Fachkräfteengpass zeigt, herrscht für Fachkräfte dieser Professionen bereits heute deutschlandweit ein akuter Fachkräftemangel. Übrigens: Schon die Ausbildungsvergütung ist mit 1.140 Euro schon im ersten Lehrjahr deutlich attraktiver als die durchschnittlich bei Banken angebotene.