Fitnessbänder und Gesundheits-Apps gehören mittlerweile zum Alltag einer Vielzahl von Smartphone-Benutzern. Der sogenannte Mobile-Health-Markt boomt. Auch „Dr. Google“ ist für viele von uns nicht mehr wegzudenken. Wenn es darum geht, sich ein Bild von der eigenen Gesundheit zu machen, wird gerne auf die neuesten Technologien zurückgegriffen. Auch in Krankenhäusern und Arztpraxen wird nachgerüstet, um mit dem technologischen Wandel mitgehen zu können. Doch wie sieht die Realität eigentlich aus? Welche technischen Möglichkeiten gibt es und in welchen medizinischen Bereichen wird schon erfolgreich damit gearbeitet?
Mit diesen Fragen und erfahrbaren Ansätzen der Digitalisierung im Gesundheitswesen beschäftigen sich nicht nur Patienten, sondern auch Ärzte und Wissenschaftler. Das 3. Mediziner Symposium Siegen-Olpe, veranstaltet von den beiden Ärztevereinen, stand daher auch unter der Überschrift „Gesundheits-Apps, Mobile Health & Dr. Google“. Rund 120 Mediziner und Medizin-Studenten kamen im zum Hörsaal umgewidmeten Kino der Krombacher Brauerei zusammen, um sich zu informieren und gemeinsam zu diskutieren. Referenten waren Privat-Dozent Dr. med. Ulrich Bork, Oberarzt und Leiter des Studienzentrums der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden und Prof. Dr. Dr. Björn Niehaves, Direktor des Forschungskollegs der Universität Siegen. Moderiert und begleitet wurde die Veranstaltung von den Chefärzten Prof. Dr. med. Frank Willeke (St. Marien-Krankenhaus Siegen) und Dr. med. Karl-Heinz Ebert (St. Martinus-Hospital Olpe).
„Smartphone & Co. werden im privaten Gebrauch häufig dazu genutzt, um Gesundheitsdaten zu erfassen und auszuwerten“, Prof. Björn Niehaves machte deutlich, dass eine zunehmende Digitalisierung in Zukunft noch einiges mehr mit sich bringt: So könnten Robotik und auch künstliche Intelligenz, kurz KI, irgendwann alltäglich werden. Wann es soweit ist, darüber war man sich im Saal uneinig. Dr. Ulrich Bork knüpfte mit seinem Vortrag an die grundlegenden wissenschaftlichen Fakten seines Vorredners an und verband sie mit dem Erfahrungsschatz eines Klinikers. Tragbare diagnostische Technologien, die mit einem Smartphone gekoppelt werden können, scheinen für ihn zunächst etwas greifbarer und umsetzbarer zu sein. „Mit Hilfe von Mobile-Health könnten in nicht allzu ferner Zukunft Behandlungsfehler vermieden und ein nicht unerheblicher Verwaltungsaufwand verringert werden“, so seine Vision.
Bei all den Möglichkeiten, die neue Technologien mit sich bringen, stellten sich jedoch immer auch Fragen nach den Grenzen und Risiken. Neben rechtlichen Faktoren, insbesondere dem Datenschutz, könnten auch soziale Faktoren problematisch werden. So seien beispielsweise ältere Leute nicht immer mit der modernsten Technik vertraut. „Außerdem hat der Arzt-Patienten-Kontakt nach wie vor eine wichtige Funktion und ist für viele von Bedeutung“, so Dr. Ulrich Bork.
Einer zunehmenden Digitalisierung im Gesundheitswesen stehen die meisten Mediziner im Saal recht positiv gegenüber. Dennoch wird in der abschließenden Podiumsdiskussion, geleitet von Dr. Mathias Buschhaus und Stefan Spieren, rege diskutiert. Den meisten war es dabei wichtig, dass zunächst die technischen Vorgänge, die es bisher gibt, reibungslos funktionieren. Erst dann wäre man bereit und offen für mehr.
Das Foto zeigt Prof. Dr. Dr. Björn Niehaves bei seinem Vortrag. (Kai Osthoff)