In der letzten Januarwoche übernahmen Auszubildende die Führung eines Wohnbereichs in Haus Mutter Teresa der Siegener Marien Pflege gGmbH. Im Rahmen der Projektwoche erhielten die angehenden Pflegefachkräfte die Möglichkeit ganz praktische Erfahrungen über die Abläufe im Wohnbereich zu sammeln. Und das bedeutete, dass sie den gesamten Wohnbereichsalltag selbstständig organisieren mussten. Die Auszubildenden aus unterschiedlichen Lehrjahren wurden dabei von erfahrenen Kolleginnen sowie den Praxisanleiterinnen Nadine Klaus und Antje Krüger begleitet und bei Bedarf unterstützt. Sie standen als Expertinnen im Hintergrund immer bereit, um bei Fragen oder Unsicherheiten sofort reagieren zu können. Am Ende stand eine gemeinsame Reflexion, bei der sich die Gruppe über die Projektwoche austauschte. Die gewonnenen Erfahrungen wurden von den Auszubildenden in einem Projekttagebuch festgehalten.
Für die fünf Auszubildenden war die Projektwoche eine ebenso spannende wie anspruchsvolle Herausforderung. „Auf einmal war man Ansprechpartner für alles“, schildert Nkemdilim Goncalves. „Das war - wie so vieles andere in dieser Woche – neu für uns“. Neben dem fachlichen Input lernten sie auch Neues über Themen wie Zeitmanagement, Organisation und Planung, Verantwortungsübernahme, Durchsetzungsvermögen, (Selbst)vertrauen und (Selbst-)fürsorge.
Für Nkemdilim Goncalves und die anderen Auszubildenden war das Projekt eine positive und eine prägende Erfahrung. „Das Projekt war sehr hilfreich. Wir haben in der Woche viel neues dazu gelernt und wertvolle Erfahrungen gesammelt. Man konnte eine Vorstellung davon entwickeln, was später einmal auf einen zukommt. Das finde ich sehr wichtig.“, sagt er. „Nach der Projektwoche können wir die Fachkräfte sehr viel besser verstehen. Wir haben ein Gefühl dafür entwickelt was die Organisation eines gesamten Wohnbereichsalltags eigentlich bedeutet und können nun auf bestimmte Situationen empathischer reagieren.“, beschreibt Lea Zöller.
Die Projektwoche bot der Gruppe auch die Möglichkeit ihre eigenen kreativen Ideen in den Wohnbereich miteinzubringen – so kamen beispielsweise die sogenannten „Tonies“ zum Einsatz. Die Auszubildenden überlegten sich, das das digitale Audiosystem – ursprünglich fürs Kinderzimmer gedacht – auch speziell im Umgang mit älteren und demenziell veränderten Menschen geeignet sein könnte. Das Abspielmedium sei widerstandsfähig, portabel und einfach zu bedienen. Vorlesegeschichten mit vertrauten Stimmen, zum Beispiel vom Enkelkind, oder gemeinsam gesungene Lieder aus vergangenen Tagen lassen sich damit aufnehmen und abspielen. Eine Idee, die auch bei den Bewohnerinnen und Bewohnern gut ankam.
„Die jungen Auszubildenden gehen ganz neue Wege, das finde ich spannend“, sagt Nadine Klaus. Sie ist stolz auf die Projektgruppe: „Die Auszubildenden haben die Woche und die damit verbundenen Herausforderungen hervorragend gemeistert. Es war ein voneinander, übereinander und miteinander lernen. Das macht mich stolz.“ Eine Bewohnerin von Wohnbereich 1 beschreibt die positive Atmosphäre: „Es hat einfach Spaß gemacht. Die jungen Leute sind gut für die alten Menschen. Sie können gerne und jederzeit wieder kommen.“
"Das Projekt 'Auszubildende leiten Wohnbereich' bereichert unser Angebot für die Auszubildenden sehr, und wir hoffen, dass durch eine moderne Vermittlung von Ausbildungsinhalten auch viele Schulabgänger, sich für eine Ausbildung als künftige Pflegefachkräfte bei uns entscheiden", so Heimleiterin Claudia Bommer.
Dem ersten "Azubi-Wohnbereichsleitungsteam" gehörten Nkemdilim Goncalves und Lea Zöller, die noch die "klassische" Altenpflegeausbildung durchlaufen und sich im 3. Lehrjahr befinden, sowie Lea Marger, Nele Lenz und Elisabeth Weichel, die generalistisch ausgebildet werden und sich im ersten beziehungsweise zweiten Lehrjahr befinden, an. Das Projekt fand auf Wohnbereich 1 statt, der von Nadine Keitsch geleitet wird. Dieser ist mit 16 Bewohnerinnen und Bewohnern der kleinste Wohnbereich des Seniorenzentrums. Es ist geplant, dieses Projekt als feste Institution für Auszubildende bei uns zu etablieren, teilt Pflegedienstleiterin Nicole Jud abschließend mit.