Die Mutter bestimmt

Siegen, 29.01.2019

Gerade erblickte in den Marien Kliniken – St. Marien-Krankenhaus das 100. Kind, dessen Mutter an der Studie „Be-Up: Geburt aktiv“ teilgenommen hat, das Licht der Welt. Die Frauenklinik im Siegener St. Marien-Krankenhaus ist mit seinen jährlich fast 1.200 Geburten eine von bundesweit nur zwölf Geburtskliniken, die an dieser Studie beteiligt sind. „Das Studienkonzept hat uns überzeugt, da es genau zu dem von uns eingeschlagenen Weg zur Förderung der natürlichen Geburt passt“, sagt Chefarzt Dr. Badrig Melekian. „Wir wollen den Frauen eine natürliche Geburt ermöglichen und alle Möglichkeiten ausschöpfen dieses Ziel zu erreichen. Die für Nordrhein-Westfalen ungewöhnlich niedrige Kaiserschnittrate von unter 20% in der Frauenklinik des St. Marien-Krankenhauses könnte durch die Studie noch weiter gesenkt werden, so der Frauenarzt.

„Be-Up: Geburt aktiv“ ist eine neue Studie, die ermittelt, inwieweit ein alternativ gestalteter Gebärraum Auswirkungen auf die Geburt hat. Sie stützt sich auf bisherige Forschungserkenntnisse, nach denen unterschiedliche aufrechte Körperhaltungen während der Wehen und der Geburt die Wahrscheinlichkeit erhöhen, eine natürliche Geburt zu erleben.

„In einer aufrechten Körperhaltung“, sagt Dr. Badrig Melekian, „ist die Gebärmutter besser durchblutet und das Kind hilft mit seinem Gewicht und der Schwerkraft bei der Geburt mit und kann sich besser im mütterlichen Becken bewegen.“ Außerdem gebe es wissenschaftliche Erkenntnisse, dass die Mütter mit der Geburt zufriedener sind, wenn sie während der Wehen selbstbestimmt alle Körperpositionen einnehmen können, die sich für sie gut anfühlen.

Ein spezieller Kreißsaal in der Geburtshilfe der Frauenklinik ist so eingerichtet, dass es Gebärenden möglich ist, während der Geburt unterschiedliche Körperhaltungen und Positionen einzunehmen und sich zu bewegen. Dieser alternative Gebärraum ist anders eingerichtet: darin liegen eine hohe Matratze und eine Bodenmatte mit mobilen Schaumstoffelementen, an denen sich die Frauen während der Wehen abstützen können, anlehnen und darauf setzen können. Dazu gibt es reichlich Informationen, die Anregungen für verschiedene Körperpositionen geben. Die Frauen können sich mit ihrer Begleitperson an einen Tisch setzen, etwas trinken und Snacks zu sich nehmen. Sie können über auch einen Monitor beruhigende Filme ansehen und sich entspannen und ablenken. Auch das Licht können sie selbst einstellen und dimmen.

Teilnehmen an dem Pilotprojekt können schwangere Frauen, die sich in den Marien Kliniken eine natürliche Geburt wünschen und deren Kind zum Ende der Schwangerschaft mit dem Kopf nach unten liegt. Die Teilnahme hieran ist freiwillig, aber nicht immer möglich, da sowohl der alternative Gebärraum und als auch ein üblicher Gebärraum frei sein müssen.

Dr. Badrig Melekian unterstreicht: „Unser Verfahren einer aktiven Geburt hilft dabei, die Wehen gerade in der Eröffnungsphase besser zu ertragen und sorgt für gute Geburtsfortschritte. Wir sind hiervon so überzeugt, dass wir es jüngst bei der Begutachtung der Siegener Krankenhäuser durch den Wissenschaftsrat vorgestellt haben.“

Die Studie „Be-Up: Geburt aktiv“ wurde von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Kooperation mit der Hochschule für Gesundheit Bochum initiiert. Bis 2020 können ca. 4.000 Frauen an der Studie teilnehmen. Vor der Entlassung aus der Klinik und drei Monate nach der Geburt geben die Teilnehmerinnen der Studie in einem Fragebogen Auskunft über ihre Geburtserfahrung und zur aktuellen Gesundheit von Mutter und Kind.

Foto: Tabitha (Symbolbild)