Am Samstag informierte das Herz- und Gefäßzentrum Südwestfalen am St. Marien-Krankenhaus Siegen gemeinsam mit der Deutschen Herzstiftung und der AOK im großen Saal der Siegerlandhalle über Herzerkrankungen. Die etwa 600 Besucher erlebten einen informationsreichen Tag mit elf externen und internen Referenten bei Vorträgen und Workshops.
Nach einführenden Worten von Hauptgeschäftsführer Hans-Jürgen Winkelmann und weiteren Verantwortlichen startete Chefarzt Prof. Michael Buerke mit einem Impulsvortrag in die „Session“. Bei Vorhofflimmern sei das Herz meist völlig außer Takt. Der erste Anfall kann mit heftigen Schlägen bis in den Hals hinauf, Druckgefühl im Brustkorb und einer ungewohnten Luftnot bei leichten Tätigkeiten wie Treppensteigen auftreten. Betroffene verspüren eine plötzliche Unruhe, wenn das Herz völlig unregelmäßig und schnell mit einem Puls von bis zu 160 Schlägen pro Minute rast, selten auch schneller. Die chaotische Herzschlagfolge kann aber auch mit einer normalen Herzfrequenz einhergehen. „Viele reagieren mit Ratlosigkeit und Ängsten auf die Unregelmäßigkeiten ihres Herzschlages“, sagt Prof. Dr. Michael Buerke. Auch Atemnot, Brustschmerzen und Schwindel sind häufig. Bei diesen Symptomen sollte sofort der Arzt oder die Ärztin aufgesucht werden, rät der Kardiologe. In der Praxis kann mit einem EKG, Langzeit-EKG oder Ereignis-Rekorder klären, ob das Herzstolpern eine harmlose Unregelmäßigkeit des Herzschlags ist oder ob Vorhofflimmern vorliegt, das zum Schlaganfall führen kann.
Dr. med. Fabian Krämer und Dr. med. Johann Mermi referierten dann zu unterschiedlichen Aspekten des Vorhofflimmerns. Ersterer über Diagnostik und medikamentöse Therapie, zweiter über die Behandlung im Herzkatheter-Labor. Aufgrund des unregelmäßigen Herzschlags können sich im Herzen in einer Ausbuchtung des Vorhofs (sog. Herzohr) Blutgerinnsel bilden. „Werden diese ausgeschwemmt und gelangen mit dem Blutstrom in den Kopf, verstopfen sie ein Hirngefäß“, so Krämer. Je größer das verstopfte Gefäß, desto schwerer der Schaden. Viele Betroffene sterben daran, zahlreiche sind gezeichnet durch nicht wieder gut zu machende Lähmungen mit Einschränkung ihrer Mobilität. Gerinnungshemmer wie Marcumar oder „NOAKs“ könnten hier helfen. Tückisch sei, dass Vorhofflimmern bei über der Hälfte aller Patienten ohne Symptome oder Beschwerden auftritt und dadurch lange Zeit unbemerkt bleibt. „Nicht selten werden Patienten mit einer Herzschwäche im Herz- und Gefäßzentrum stationär aufgenommen und erfahren dort zum ersten Mal, dass Vorhofflimmern dafür verantwortlich ist“, berichtete Dr. Mermi. Das gelte verstärkt für ältere Patienten, bei denen Vorhofflimmern oftmals erst per Zufallsbefund festgestellt werde. Das EKG sei der erste Schritt, um Klarheit zu bekommen. Per Katheter-Verödung könne dann bei einem Teil der Patienten die Störung behoben werden. Zuvor werde mit einem Cardio-Navigator das Zielgebiet für die Behandlung identifiziert.
Schließlich referierte Prof. Dr. med. Hendrik Treede, Direktor Mitteldeutsches Herzzentrum zum Thema „Rhythmus-Therapie bei herzchirurgischen Eingriffen“. Danach sprach Dr. med. Till Walter über die Möglichkeiten der Prävention. Man könne das Auftreten von Herzrhythmusstörungen vermeiden, in dem man den auslösenden Krankheiten vorbeugt. Wer sich gesund ernährt, sich bewegt und Genussmittel meidet, reguliert damit meist automatisch sein Gewicht und den Blutzuckerhaushalt und beugt der koronaren Herzkrankheit vor. Mit neurologischen Problemen beschäftigt sich sodann Facharzt Georg Hübner. Auch bei Herzgesunden kommen gelegentlich Herzschläge vor, die nicht im normalen Herzrhythmus liegen. Solche Extraschläge können zum Beispiel durch Stress, Übermüdung oder den Genuss von Alkohol und Kaffee ausgelöst werden.
Ein besonderer Talk ließ die 600 Herzen der überwiegend älteren Fußballfans höher schlagen: Zu Gast war der ehemalige Nationalspieler Olaf Thon. Ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit Risikoermittlung, Untersuchung der Halsgefäße und Sonderstand des Deutschen Fußballbundes ergänzte die Fachvorträge. Hinzu kamen Blutdruck- und Lipidmessung, eine Körperfettbestimmung, eine Schrittmacher- und Defi-Ausstellung uns ein begehbares Herzmodell. Die Herzstiftung und die AOK waren mit Informationsständen ebenfalls vertreten. Zehn weitere Aussteller waren ebenfalls zu finden. „Ziel war es, ein möglichst weites Spektrum bei der ‚Volkskrankheit‘ Rhythmusstörungen zu beleuchten“, sagt zum Ende der Veranstaltung Dr. Christian Stoffers, Co-Organisator des Herz-Tages.
Bild: Olaf Thon (Kai Osthoff)