Seit nun fast zweieinhalb Jahren arbeitet Schwester M. Lea Wolbring als Seelsorgerin im Hospiz auf der Eremitage. „Zu Beginn war ich sehr nervös. Wie wird das wohl? Was tue ich dort? Eine richtige Stellenbeschreibung gibt es nicht“, berichtet sie. Ein zweiwöchiges Praktikum in einem Hospiz in Ellwangen gab ihr vorab ein paar Ideen, wie ich diese Aufgabe füllen kann. „Ich bin mittlerweile gut hier angekommen und freue mich an der Arbeit.“
Wie sehen nun ihre Aufgabe aus? Sie begleitet Menschen, die in das Hospiz der Marien Gesellschaft Siegen kommen. Das können Gäste, aber auch Verwandte oder Freunde sein. Dabei spielt die Konfession keine Rolle. „Ich bin für alle da, die es wünschen“, so die Schwester.
Wie sieht eine Begleitung aus? Manchmal sind es nur Fragen, die man irgendwo mal loswerden will. Dann sind es auch Sorgen, wie geht das Sterben? „‘Sie müssten das doch wissen!‘, wurde mir schon einmal gesagt. Wissen tue ich es im Letzten nicht. Jedes Sterben ist ein Geheimnis, einzigartig, wie auch das Leben einzigartig ist, und ganz persönlich“, erzählt Schwester Lea, die gemeinsam mit einer Mitschwester von der Kongregation der Franziskanerinnen von Sießen hier ins Siegerland gekommen sind, um auf der Eremitage die Wallfahrt, das Geistliche Zentrum und das Hospiz seelsorgerisch zu betreuen und neue geistliche Impulse zu setzen.
„Ich höre zu, versuche das Leben meines Gegenübers zu verstehen, die ganz persönliche Sichtweise wertzuschätzen. Im Abschiedsschmerz leuchten dann oft schöne Momente auf, die ein Lächeln auf mein Gegenüber zaubern. Das sind kleine Trittsteine, die dem Gast helfen, den Weg weiterzugehen“, sagt sie.
Dann gäbe es auch die einfachen und doch so wichtigen Momente, in denen wir uns über kleine Dinge wie Strickmuster unterhalten oder ihr ein Gast das Halmaspielen beibringt und sich herzlich freut, dass er gewinnt. „Bilder von den Enkeln werden mir gezeigt und in Erinnerungen geschwelgt“, berichtet die Seelsorgerin. „Wir lachen gemeinsam und weinen auch. Das darf sein. Wenn nicht hier, wo sonst?“ Als sie einmal ein Päckchen Papiertaschentücher aus ihrer Tasche nahm und sie dem Sohn eines gerade verstorbenen Gastes gab, habe er sie gefragt, ob das zu ihren Arbeitsutensilien gehöre. „Ich lächelte nur“, so Schwester Lea.
Zu ihren Aufgaben gehört es auch, eine Verabschiedung mit den Angehörigen am Bett des Verstorbenen zu feiern – dies natürlich nur auf ausdrücklichen Wunsch. Circa dreimal im Jahr wird dann in der ehemaligen Klosterkirche eine Gedenkfeier für die Verstorbenen abgehalten. „Dies bereiten wir in einem Team vor, das immer sehr viele, gute Ideen hat, die Feier schön zu gestalten“, so die Franziskanerin. Einmal im Monat findet dann noch das Trauercafé „Hoffnungsspuren“ für die Angehörigen statt. Dies sind besondere Abende, die zwar ein bestimmtes Thema haben, wo aber der Austausch im Mittelpunkt steht.
Zu den wöchentlichen Gottesdiensten holt sie die Gäste ab und begleitet sie – entweder in die Kirche oder in den Raum der Stille, von wo man dem Gottesdienst gut folgen kann. Manche mögen auch lieber den Gottesdienst am Fernseher sehen. Dann bringt Schwester Lea die Kommunion ins Zimmer.
Zurzeit begleite sie einen Qualifizierungskurs für ehrenamtliche Hospizhelferinnen und -helfer mit. „Diese Aufgabe ist neu für mich, macht mir aber sehr viel Freude“, berichtet sie weiter und stellt fest: „All mein Tun kann nur im Team funktionieren. Dort kann ich meine Fragen loswerden, um die Krankheiten und somit auch die Gäste besser zu verstehen. Aber hier verfliegt auch schon einmal das Schwere, das ich aus manchen Zimmern mit hinausnehme. Wir lachen sehr viel – das tut gut.“ Natürlich trage sie insbesondere ihr Glaube und ihre feste Hoffnung, dass es schön ist, was uns erwartet. „Für mich ist der Himmel orange“, endet Schwester M. Lea Wolbring mit einem Lächeln ihre Ausführungen.