Mit dem Immunsystem den Krebs bekämpfen

Siegen, 02.05.2024

Mit dem Immunsystem bekämpft der Körper Erreger und geschädigte Zellen. Es ist mittlerweile bei einigen Krebserkrankungen gelungen, die Fähigkeiten dieses Abwehrsystems auch gegen Krebszellen zu nutzen. Weitere Einsatzfelder sind Gegenstand der aktuellen Forschung, denn die Immunonkologie gilt als einer der Hoffnungsträger in der Krebstherapie. Privat-Dozentin Dr. med. Elisabeth Mack, Chefärztin der Onkologie im St. Marien-Krankenhaus Siegen setzt nicht nur auf zielgerichtete Therapien, sondern auch auf die kommenden Entwicklungen, die mit der Immunonkologie verknüpft sind. Mit dem an ihrer Klinik angesiedelten Studienzentrum verfügt die Klinik über eine ideale Struktur, um moderne Therapien in fortgeschrittenen Entwicklungsphasen frühzeitig für Patientinnen und Patienten zugänglich zu machen.

Die der Immuntherapie zugrundeliegende Idee ist schon mehr als hundert Jahre alt, doch sind nennenswerte Erfolge erst in neuerer Zeit festzustellen. Die Therapie macht sich zunutze, dass das Immunsystem zuverlässig Substanzen angreift, die den Körper schädigen können. Dabei richtet sich das angeborene Immunsystem unspezifisch gegen alle Krankheitserreger und wehrt den Großteil der Infektionen ab. Die erworbene Immunantwort reagiert mittels sog. T- und B-Zellen auf bestimmte Strukturen von Erregern und Zellen, die Antigene. Tragen Krebszellen an ihrer Oberfläche bestimmte Merkmale, so können diese vom Immunsystem erkannt und schließlich auch bekämpft werden. 

So weit, so gut. Viele Tumorarten haben nämlich Strategien entwickelt, ihre bösartige Identität zu tarnen, indem sie beispielsweise keine Antigene präsentieren oder diese als körpereigen erscheinen lassen. Hinzukommen Mechanismen, durch die Tumorzellen die Immunzellen "ausbremsen". Die Immunonkologie versucht nun, die Ausweichstrategien der Tumorzellen zu umgehen, damit das Immunsystem die Tumorzellen vernichten kann. Hierbei ist es entscheidend, eine Balance zwischen Stimulierung und Hemmung des Immunsystems zu finden, um den negativen Folgen eines überaktiven Immunsystems, wie bei Autoimmunerkrankungen, zu vermeiden. Auch wirkt die Immuntherapie längst nicht bei allen Patienten, weshalb auch hier nach Merkmalen gesucht wird, anhand derer vorhergesagt werden kann, ob der Patient immunonkologisch behandelt werden kann. 

"Auch wenn die ersten Ansätze einen hoffnungsvoll stimmen, müssen auf molekularer und zellulärer Ebene noch viele Details über die komplexen Mechanismen des Immunsystems und dessen Interaktionen mit anderen Systemen des Körpers gelernt werden, bevor die meisten Krebsarten wirkungsvoll mit der körpereigenen Abwehr bekämpft werden können", erklärt Privat-Dozentin Dr. med. Elisabeth Mack.

Die Herausforderungen der Krebsmedizin richten sich nicht nur darauf, neue Medikamente zu entwickeln, vielmehr gilt es auch zu prüfen, ob mittels Kombination von Immuntherapien mit konventionellen Behandlungsmethoden, wie der Strahlen- und Chemotherapie, oder der gekoppelten Anwendung von zwei Immuntherapien, die Behandlungserfolge nachhaltig verbessert werden können. Die Integration in multimodale Behandlungskonzepte ist für einige Immuntherapien bereits Standard. Aber auch neue Ansätze wie individualisierte zelluläre Therapien oder sog. therapeutische Tumorvakzinen benötigen vorbereitende Gaben anderer Medikamente einschließlich klassischer Chemotherapeutika, um optimal zu wirken. Es ist auch wichtig zu betonen, dass nicht jede mögliche Art von Tumortherapie bei jeder Krebserkrankung zum Einsatz kommen kann.

Am Onkologischen Zentrum Südwestfalen, zudem die Klinik von Privat-Dozentin Dr. med. Elisabeth Mack gehört, erhalten Betroffene in jeder Erkrankungsphase eine umfassende Beratung hinsichtlich der für sie möglichen Therapieoptionen von chirurgischen, interventionell-radiologischen oder radioonkologischen Lokalverfahren bis hin zu innovativen Systemtherapien im Rahmen klinischer Studien. Vieles davon ist durch die Expertinnen und Experten vor Ort umsetzbar. Kooperationen mit regionalen und überregionalen Partnern ergänzen das diagnostische und therapeutische Spektrum, sodass hier behandelte Patientinnen und Patienten stets Zugang zu moderner Onkologie in ihrer gesamten Breite haben.