Siegen, 23. März 2017 (MKS) - Minimale Einschnitte, hochpräzises und schonendes Operieren, geringe Belastung für den Patienten und mehr Komfort für den Chirurgen.
Das St. Marien-Krankenhaus Siegen verfügt seit März 2017 als erstes Krankenhaus in Deutschland über das modernste OP-Robotic-Assistenzsystem; vier Geräte des gleichen Herstellers sind zurzeit überhaupt erst in Europa im Einsatz. Das Robotic-System ist einzigartig. Es wird in Siegen zunächst bei der Behandlung von Leistenbrüchen und von Sodbrennen eingesetzt. Im Weiteren werden Darmeingriffe und auch gynäkologische Operationen folgen. In der zurückliegenden Woche konnten mehrere Patienten erfolgreich operiert werden.
„Das St. Marien-Krankenhaus Siegen ist eines der größten chirurgischen Zentren für Minimal-Invasive Chirurgie in Nordrhein-Westfalen mit weit über 1.000 Eingriffen pro Jahr und verfügt über eine umfangreiche und langjährige Expertise in diesem Bereich. Die Erweiterung der operativen Möglichkeiten der minimal invasiven Chirurgie durch das aktuell modernste OP-Robotic-System ist ein konsequenter Schritt“, erklärte Dr. med. Dietmar Stephan, Leiter Minimal-Invasive Chirurgie im St. Marien-Krankenhaus Siegen. Große chirurgische Zentren ständen nicht nur für ein breites Spektrum an Behandlungen und ihre hohe Qualität, sondern gerade auch für die Anwendung modernster Technik.
„Die Entscheidung für die Anschaffung des Systems ist auch im Zusammenhang mit der Gesamtstrategie des Unternehmens, die eine ständige Weiterentwicklung der Kernkompetenzen vorsieht, zu sehen“, unterstreicht Geschäftsführer Hans-Jürgen Winkelmann. Die Anschaffung des OP-Robotic-Systems kostete zwei Millionen Euro.
„Offene, Minimal-Invasive und Robotic-Assistierte Chirurgie haben ihren Platz in der Chirurgie“ sagte Prof. Dr. med. Frank Willeke, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, und Gefäßchirurgie im St. Marien-Krankenhaus Siegen. „Insgesamt setzen wir zunehmend auf die neuen schonenden Technologien, auch für komplexe Operationen.“
Die Patienten profitieren in einer modern aufgestellten Chirurgie von der hohen Präzision, von insgesamt kürzeren OP-Zeiten, geringerem Blutverlust, einer kürzeren Erholungsphase sowie besseren kosmetischen Ergebnissen. Auch die Komplikationsrate nach der Operation ist niedriger.
„Die hohe Bildqualität des neuen Robotic-Systems ermöglicht eine präzise Zuordnung von feinen Strukturen wie Nerven und Blutgefäßen“, führte Prof. Willecke weiter aus. Mit Prof. Dr. med. Frank Willeke, Dr. med. Dietmar Stephan und Dr. med. Heike Sälzer wurden drei Ärzte des St. Marien-Krankenhauses speziell für den Einsatz mit dem Robotic-System in Mailand geschult. Auch die OP-Fachpfleger und Operationstechnische Assistenten mussten für den Einsatz trainiert werden. Anne Sarges und Jasmin Trapp aus dem OP-Pflegeteam werden in Zukunft speziell für das Robotic-System zuständig sein.
„Die Roboter-Arme sind für den Chirurgen in ergonomisch hervorragender Position einfach zu bedienen, das Operationsfeld kann sehr genau beurteilt werden“, so Dr. med. Stephan. „Kein Zittern der Hand beeinträchtigt das Arbeiten.“ Das Robotic-System ermöglicht es dem Chirurgen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, er ist zu keiner Zeit durch eine unangenehme, einschränkende Haltung am OP Tisch beeinträchtigt. Die technischen Eigenschaften entsprechen alle dem modernsten Stand der Technik entsprechend und können mit anderen Geräten oder Bildgebung vernetzt werden. Dies schafft die Basis für eine effektivere und präzisere Chirurgie.
Hintergrundinformationen
Die Chirurgie hat in den letzten 30 Jahren eine technische Revolution durchlaufen. Für viele Operationen stehen heute drei Operationsmethoden zur Verfügung:
Offene Chirurgie: Die Bauchhöhle oder der Brustkorb werden mit einem größeren Schnitt eröffnet und während der OP offen gehalten. Der Chirurg steht am Operationstisch, hat von oben Einblick in das Operationsfeld und operiert gemeinsam mit Assistenten. Dabei benutzt er Instrumente wie Skalpell, Klemme, Laser- und Klammergerät etc.
Minimal-Invasive Chirurgie: Über eine kleine Öffnung in der Bauchdecke wird ein Endoskop mit einer Kamera in den Bauchraum eingeführt, die das Operationsfeld auf einen Bildschirm überträgt. In weiteren kleinen Öffnungen des Bauchraums sind fixe „Rohre“, die feine Instrumente enthalten, platziert. Der Chirurg betätigt die Instrumente manuell von außen und verfolgt seine Operation dabei am Bildschirm.
Robotic-Assistierte Chirurgie: Der Chirurg steht nicht mehr am OP-Tisch, sondern sitzt an einer Steuerkonsole. Wenige Meter von ihm entfernt liegt der Patient auf dem Operationstisch, über ihm das beweglichen OP-Robotic System. Deren Greifarme mit einer endoskopischen Kamera und Operationsinstrumenten werden durch kleine Schnitte in der Bauchdecke in den Bauchraum eingeführt. Der Chirurg sieht auf dem Bildschirm das Operationsfeld im Körperinnern in starker Vergrößerung. Über seine Augenbewegungen kann er die Kameraposition in der Bauchhöhle verändern und das Bild optimieren. Zusätzlich wird die 3-D-Technik verwendet, die eine räumliche natürliche Sichtweise erlaubt. Die Handbewegungen des Chirurgen an den Instrumenten des Cockpits werden computergestützt auf die elektronischen Roboterarme übertragen und millimetergenau im Bauch ausgeführt. Gegenüber der minimalinvasiven Chirurgie hat die Robotic-Chirurgie den Vorteil, dass die Instrumente, die an die Freiheitsgrade der menschlichen Hand angepasst sind mit äußerst hoher Präzision bewegt werden können, und dies bei jederzeit optimaler Sicht.
Abbildung: TransEnterix