Die Klinik für Kardiologie im St. Marien-Krankenhaus Siegen hat erstmals in der Region eine sog. Barostim-Implantation durchgeführt. Dieses bisher primär bei Patienten, deren Bluthochdruck trotz Medikamentengabe nicht ausreichend kontrolliert werden konnte, eingesetzte Verfahren bietet nun auch eine vielversprechende Behandlungsoption für Menschen, die an einer chronischen Herzschwäche erkrankt sind.
Eine chronische Herzschwäche kann die Lebensqualität der betroffenen Patienten sehr beeinträchtigen. Typische Symptome sind Atemnot, schwere und geschwollene Beine oder völlige Erschöpfung bei Belastung. Personen mit chronischer Herzinsuffizienz müssen öfters im Krankenhaus stationär behandelt werden und haben im Vergleich zu nicht betroffenen Menschen ein höheres Sterberisiko. Bluthochdruck ist außerdem Risikofaktor "Nummer 1" für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Unbehandelt kann er zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen, darunter Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenschäden und Sehstörungen. In Deutschland leiden etwa 20 bis 30 Millionen Menschen an Bluthochdruck.
Bei Menschen, die an therapieresistenter Hypertonie oder an chronischer Herzinsuffizienz leiden, kann nun das neue Verfahren angewendet werden. Das kleine implantierbare Gerät "Barostim", bestehend aus einem Impulsgenerator und einer Elektrode, wird an einer spezifischen Stelle an der Halsschlagader, der Karotisbifurkation, implantiert. Es stimuliert dort sogenannte Barorezeptoren, die für die Regulation des Blutdrucks verantwortlich sind. Durch deren Stimulation wird das Nervensystem dazu angeregt, den Blutdruck zu senken und die Herzfunktion zu verbessern. Zudem wird der überaktive Sympathikusnerv stimuliert, wodurch das Herz entlastet wird. "Die Implantation des Barostim-Systems trägt dazu bei, das autonome Gleichgewicht des Kreislaufs und weiterer Körperfunktionen wiederherzustellen, lindert Symptome der Herzinsuffizienz und verbessert die körperliche Belastbarkeit der Patientinnen und Patienten", fasst Oberarzt Volker Bärsch, der die erste Implantation im St. Marien-Krankenhaus Siegen durchführte, seine Erkenntnisse zusammen.
Die Implantation erfolgt in einem chirurgischen Eingriff, der in der Regel unter Vollnarkose durchgeführt wird. Der Eingriff selbst dauert dabei circa eine Stunde. Nach der Implantation wird das System programmiert und auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt.
Der Eingriff im St. Marien-Krankenhaus Siegen wurde durch eine enge Kooperation zwischen Kardiologen und Chirurgen ermöglicht. "Die erfolgreiche Durchführung der Barostim-Implantation ist das Ergebnis unserer interdisziplinären Zusammenarbeit und stellt eine bedeutende Erweiterung unseres Behandlungsspektrums dar", erklärt Chefarzt Prof. Dr. med. Michael Buerke. Die Entscheidung zur Implantation erfolgte nach einer gründlichen medizinischen Untersuchung und Abwägung aller anderen Behandlungsmöglichkeiten. "Wir sehen großes Potenzial in dieser Therapieoption für Patienten mit therapierefraktärem Bluthochdruck und Herzinsuffizienz", so der Chefarzt abschließend.