Anfang 2019 konnte der Neubau für das Bildungsinstitut für Gesundheitsberufe Südwestfalen (BiGS) fertiggestellt werden. In das Institut zogen zunächst 325 Auszubildende von Kinderklinik, Kreisklinikum und Marien Gesellschaft Siegen. Ein weiterer Jahrgang, der zusätzlich zu den im Herbst gestarteten Ausbildungsklassen eingerichtet wurde, startet heute mit 50 Auszubildenden am Siegener Wellersberg. Letztendlich sollen über 400 Auszubildende in unterschiedlichen Gesundheitsberufen hier ihre theoretische Ausbildung durchlaufen.
„Wir haben uns vom Grundgedanken leiten lassen, dass zu einer guten medizinischen Versorgung immer auch eine professionelle Pflege gehört“, erklärt Stefanie Wied, Geschäftsführerin der DRK-Kinderklinik. Und die Diskussion der vergangenen Monate habe gezeigt, dass gerade für diese Profession ein dringender Handlungsbedarf besteht: Es gibt personelle Engpässe bei Pflegeberufen in den Kliniken, die es zu beheben gilt, so Wied. In diesem Zusammenhang nehme die neue Einrichtung eine Schlüsselposition für die Versorgung der Menschen in der Region Siegen-Wittgenstein ein, und der zusätzliche Jahrgang stehe für ein zupackendes Vorgehen der drei BiGS-Träger.
„Das Bildungsinstitut auf dem Siegener Wellersberg stabilisiert die Situation der Pflege in der Region insbesondere über die Gewinnung von Nachwuchs“, sagt Hans-Jürgen Winkelmann, Hauptgeschäftsführer der Marien Gesellschaft Siegen. 150 Ausbildungsplätze mehr als die drei Pflegeschulen der Träger bislang hatten, werde das Institut letztendlich haben; den Auszubildenden stehen moderne Lernlabore, Simulationstrainings, digitale Medientechnik zur Verfügung. „Acht Millionen Euro wurden investiert – ohne Fördermittel von Land oder Bund“, betont Bertram Müller, Geschäftsführer des Kreisklinikums Siegen. Man wolle Strukturen in der Region mit dieser Investition und Ausbildungsinitiative nachhaltig verändern.
Das BiGS hat einen Vorzeigecharakter für Deutschland inne: Ein kommunaler (Kreis Siegen-Wittgenstein), ein konfessioneller (Katholische Kirche) und ein gemeinnütziger Träger (Deutsches Rotes Kreuz) arbeiten eng zusammen, um ihren Auszubildenden in einer der modernsten Bildungseinrichtungen des Landes Nordrhein-Westfalen optimale Ausbildungsbedingungen zu bieten. „Es gelte, möglichst viele Talente für die Pflegeberufe zu gewinnen, da die Ausbildung in Konkurrenz zu anderen Wirtschaftszweigen und zum Studium steht“, sagt Stefanie Wied.
Die Auszubildenden durchlaufen eine dreijährige Ausbildung von mindestens 4.600 Stunden. Hiervon entfallen 2100 Stunden auf theoretischen und praktischen Unterricht. Die praktische Ausbildung findet dann in der DRK-Kinderklinik, dem Kreisklinikum und dem St. Marien-Krankenhaus Siegen statt. Sie haben beim BiGS schließlich die Möglichkeit, im Rahmen eines dualen Studiums berufsbegleitend in einer Hochschulkooperation mit einer Hochschule den Studiengang „Health Care Studies“ mit einem Bachelor of Science (B.Sc.) abzuschließen.
„Die während der Ausbildung im BiGS und den Trägerkliniken erworbenen Kompetenzen gehen über die der bisher getrennt geregelten Ausbildungen in der Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege hinaus. Eine umfassende Handlungskompetenz soll erreicht werden“, ergänzt Institutsleiter Uwe Mayenschein. Im dritten Ausbildungsjahr erfolge dann eine Spezialisierung gemäß des gewählten Vertiefungsbereichs.
Das Institut ist damit ein Pionier in puncto Ausbildung bei Pflegeberufen. Es wird erwartet, dass der Bundesgesetzgeber bis zum kommenden Jahr auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen hat.