marienkrankenhaus.com: Dr. Franz, welchen Stellenwert hat die endoprothetische Versorgung von Gelenken in Ihrer Klinik. Dr. med. Alois Franz: Um es vorweg zu nehmen: Eine Prothese [künstliches Kniegelenk / künstliches Hüftgelenk] kann nie so gut sein wie das eigene Gelenk. Selbstverständlich versuchen wir daher alles, um das noch „Gesunde“ was wir haben zu erhalten, bevor wir eine Prothese implantieren. Endoprothetisch versorgen wir alle großen Gelenke wie Hüfte, Knie, Schulter und Sprunggelenk. Alle Eingriffe werden so weit wie möglich minimal-invasiv, also mit den kleinstmöglichen Schnitten an den betroffenen Körperteilen, durchgeführt.
Allein etwa 1.500 Eingriffe nehmen wir jährlich am Knie vor. Etwa 600 davon sind prothetisch – glücklicherweise zum größten Teil nicht vollprothetisch. Unser Ziel ist es, eine Knie-Vollprothese so lange wie möglich zu vermeiden. Daher richtet sich unser Schwerpunkt auf den Teilersatz des Kniegelenkes. Und das mit großem Erfolg. Durch verschiedene Behandlungsansätze und Methoden können wir in vielen Fällen das natürliche Kniegelenk in Verbindung mit einer Teilprothese erhalten. Der volle Gelenkersatz kann häufig dadurch um mindestens zehn bis fünfzehn Jahre hinausgezögert werden. Auf diesem Fachgebiet zählen wir deutschlandweit zu den führenden Kliniken, was in der Ärzteliste 2010 der Zeitschrift Focus dokumentiert ist. Wie in allen Bereichen bedienen wir uns auch bei der Behandlung von Schultergelenken modernster Methoden, mit denen wir die Schulter knochensparend überkronen können.
marienkrankenhaus.com: Warum haben so viele Menschen Gelenkschmerzen?Dr. med Alois Franz: Arthrose zählt zu den am weitesten verbreiteten Volkskrankheiten. Im Laufe des Lebens hat beinahe jeder Mensch mehr oder weniger stark ausgeprägt mit dieser Krankheit zu tun. Der schrittweise Abbau des Knorpels kann viele Ursachen haben. Zu nennen sind hier beispielsweise starke und/oder einseitige körperliche Belastung, Extremsport, Unfälle, Stürze, Übergewicht oder auch die genetische Disposition. Bei einer Arthroseerkrankung verschleißt die Schutzschicht, also der Knorpel, der die aneinandergrenzenden Knochen vor direkter Reibung schützt. Die Folge sind starke Gelenkschmerzen, eine eingeschränkte Beweglichkeit und zunehmende Abnahme der Mobilität und Selbstständigkeit.
marienkrankenhaus.com: Kann man diesem Verschleiß vorbeugen oder ihn bremsen?Dr. med. Alois Franz: Wirksame Mittel sind auf jeden Fall intensive Physiotherapien, Gelenkschutz wie Bandagen oder Orthesen, Medikamente und natürlich Bewegung und Sport. Grundsätzlich sollte jeder Mensch darauf achten, fit und beweglich zu bleiben, in Maßen Sport zu treiben und Extremsportarten zu meiden. Nach dem Motto „wehret den Anfängen“ rate ich jedem Betroffenen, bei Gelenkschmerzen frühzeitig einen Arzt zu Rate ziehen. In verschiedenen klinischen Spezialuntersuchungen lässt sich eine exakte Diagnose des Krankheitsbildes erfassen und somit können frühzeitig schnelle, effektive und zielorientierte Behandlungsmaßnahmen ergriffen werden. Viele schwere Gelenkerkrankungen könnten vermieden oder wenigstens eingedämmt werden, ginge der Patient rechtzeitig zum Spezialisten. Durch minimal-invasive Maßnahmen, wie zum Beispiel eine Arthroskopie, werden Schäden am Gelenk sofort entdeckt und können oftmals umgehend behandelt werden.
marienkrankenhaus.com: Gibt es in Ihrer Klinik einen besonderen „Gelenkservice“?Dr. med. Alois Franz: An jedem Wochentag bieten wir unseren Patientinnen und Patienten Sondersprechstunden an, die die einzelnen Gelenke Schulter, Knie, Hüfte, Fuß oder Ellenbogen, betreffen. Auch haben wir mit dem 24-Stunden-Notfallservice für Unfall- oder Sportverletzungen in unserer Klinik eine nicht mehr wegzudenkende Einrichtung geschaffen. Dadurch können Akutverletzungen wie die Ruptur der Rotatorenmanschette an der Schulter, Bänder- und Sehnenrisse, Meniskus- oder Kreuzbandverletzungen sofort versorgt werden. Je schneller wir eine Akutverletzung behandeln können, desto größer ist der Erfolg.
marienkrankenhaus.com: Herr Dr. Franz, vielen Dank für das interessante Gespräch.Das Gespräch führte Annette Kaiser-Kemper.
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